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Donnerstag, 24. November 2011

{Rezension} Feierabend von Uta-Maria Heim





Verlag: Gmeiner Verlag 
Taschenbuchausgabe: 327 Seiten
Genre: Deutscher Krimi/Roman
ISBN: 978-3-8392-1178-6
Erscheinungsdatum: Juli 2011
Preis: 11,90 €

Familiäre Verknüpfungen, die weit in die Vergangenheit reichen

Die Übersetzerin Helene lebt mit ihrer Tochter Susanne in einer Kleinstadt am Rande des Schwarzwalds und führt eine Wochenendbeziehung mit Freund Marius. Scheinbar läuft alles in geregelten Bahnen bis eines Tages in ihrer Zweitwohnung eingebrochen wird. Merkwürdigerweise wird nur eine Flasche Parfüm gestohlen, mehr nicht. Doch von da an ist nichts mehr wie es vorher war. Kurz darauf steht eine etwas merkwürdig anmutende Frau vor der Tür und fragt nach einer Putzstelle. Helene lässt diese fortan mehrmals die Woche bei sich arbeiten, währenddessen bekommt die Beziehung zu Marius Risse. Dann erhält sie einen seltsamen Brief, der sich auf ihre Tante Brunhilde bezieht. Ihres Wissens nach ist diese im 2. Weltkrieg in der NS-Tötungsanstalt Grafeneck ums Leben gekommen, der Brief behauptet jedoch etwas anderes. Helene beginnt sich nunmehr immer stärker mit der bisher verdrängten Vergangenheit zu beschäftigen.

Es ist mir stellenweise recht schwer gefallen, in den Roman von Uta-Maria Heim hineinzufinden. Die Autorin verliert sich oft in zu vielen Nebenschauplätzen. Eine klare Linie war für mich nicht erkennbar. Mag aber auch daran liegen, dass ich unter falschen Voraussetzungen an das Buch herangegangen bin, denn ich hatte hier einen Krimi erwartet.

In dem Roman geht es zum einen um das Schicksal von Helenes Tante Brunhilde, die in den 1940er Jahren nach Grafeneck deportiert worden sein soll. Weiterhin um die Beziehung zu ihrer Teenagertochter Susanne, die ihr immer mehr entgleitet und hinzu kommt noch das schwierige Verhältnis zu ihrem Freund Marius, der stellenweise auch recht seltsam agiert. Dies sind alles Schwerpunkte und kam mir manchmal einfach zu viel des Guten vor. Hinzu kommt auch, dass die Autorin die Geschichte auch aus Sicht von Tochter Susanne beleuchtet, wie diese mit dem Thema Nationalsozialismus umgeht, ihre Probleme in der Schule schildert und natürlich ihr schwieriges Verhältnis zu Helene. In einem weiteren Erzählstrang lernt man außerdem die Obdachlose Milena bzw. Una kennen, deren Leben verständlicherweise bisher auch nicht einfach verlaufen ist. Wie diese letztendlich in die Geschichte hineinpasst, lässt die Autorin lange Zeit offen. Alle diese verschiedenen Handlungsstränge sind jeweils in der Ich-Form gehalten. Zusätzlich spielt ein Erzählstrang noch zur Zeit des 2. Weltkriegs.

So ist der Roman in meinen Augen kein Krimi oder gar Psychothriller, wie auf dem Klappentext vermerkt. Sondern mehr ein Roman über drei sehr unterschiedliche Frauen, die versuchen, mit ihrer eigenen Vergangenheit zurechtzukommen und der hierdurch aufzeigt, wie die Geschehnisse des 2. Weltkrieges sich bis heute auf ihr Leben auswirken.  Uta-Maria Heim erzählt dies sehr einfühlsam, ruhig und nachdenklich. Das Thema der NS-Tötungsanstalt Grafeneck geht sie sensibel an und gibt dem Leser alle notwendigen Informationen, ohne dies zu überfrachten oder zu sehr in den Vordergrund zu stellen. So fühlt man sich durchweg ausreichend informiert, um selbst eine Vorstellung für die Handlungen der Menschen während der NS-Zeit zu erhalten. Die Stimmung des Buches ist durch die Aufarbeitung der Vergangenheit, durch die Beziehungsprobleme von Helene und dem beschwerlichen Leben von Milena eher etwas schwermütig angelegt.

Ihre Charaktere zeichnet die Autorin klar und detailreich, so entsteht vor dem inneren Auge schnell ein Bild der drei Frauen. Helene führt ein sehr zurückgezogenes Leben, besonders wenn sie gerade wieder an einer Übersetzung arbeitet, igelt sie sich regelrecht ein. Ihre 15-jährige Tochter Susanne entgleitet ihr immer mehr, jedoch ist sie auch kaum bemüht, etwas dagegen zu unternehmen. Die Beziehung zu Marius ist nicht einfach und oftmals war mir ihr Verhalten ihm gegenüber nicht recht verständlich. Marius ist beruflich sehr angespannt, unter der Woche kommunizieren die Beiden zumeist per SMS. Die gemeinsamen Wochenenden scheinen eher sexuell geprägt zu sein, auf die Gefühle von Helene geht Marius kaum ein, wirkt oftmals eher desinteressiert. Aus Marius selbst und seine Gefühle zu Helene bin ich nicht recht schlau geworden, dafür bleibt seine Figur zu sehr im Hintergrund.

Fazit: Dies ist ein Roman, der wunderbar widerspiegelt, wie Ereignisse aus der Vergangenheit einen bis heute nicht loslassen und das Leben immer noch stark beeinflussen können. Die Charaktere wie auch der Schreibstil sind sehr gefühlvoll und sensibel angelegt. Aber als Krimi oder gar Psychothriller würde ich den Roman nicht bezeichnen.


1 Kommentar:

  1. Hi:) Danke für deinen netten Beitrag, schaue bei dir nun auch öfter vorbei, finde deinen Blog echt schön:)
    Liebe Grüße

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