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Samstag, 12. November 2011

{Rezension} Der Waldvogel von Christian Oehlschläger


Gebundene Ausgabe: 312 Seiten
Genre: Deutscher Krimi
ISBN: 978-3-7888-1390-1
Erscheinungsdatum: 31. Oktober 2011
Preis: 14,95 €



Ein Waldschrat auf der Flucht

Der Obdachlose Bruno Janoske lebt in der weitläufigen Wald- und Moorlandschaft zwischen Celle und Fuhrberg. Ab und an beobachtet er gerne das Wohnmobil von Laryssa, die dort in einem Waldweg an der L310 ihre Dienste anbietet. Eines Tages sieht er, wie ein Freier das Wohnmobil betritt und dies kurze Zeit später panikartig wieder verlässt. Die vom Freier herbeigerufene Polizei kann nur noch den Tod der Prostituierten feststellen und sie soll nicht die Letzte bleiben. Das Ermittlerduo Robert Mendelski und Maike Schnur beginnen mit ihren Ermittlungen.

Hierbei erregt auch der Waldschrat ihre Aufmerksamkeit. Denn Janoske ist am Tatort geblieben, um die Arbeit der Polizei zu verfolgen und wird hierbei von einem Reporter erwischt. Voller Panik, denn wer glaubt schon einem Obdachlosen, flüchtet er und wird fortan nicht nur von der Polizei als mutmaßlicher Täter gejagt, sondern seine Flucht ruft auch Jäger und Zuhälter auf den Plan. Eine wilde Verfolgungsjagd in der Moor- und Waldlandschaft beginnt, wobei Janoske seine Ortskenntnisse sehr zugute kommen.

Der Krimi spielt vorwiegend in diesem Waldgebiet und hierbei merkt man deutlich, dass Christian Oehlschläger neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit als Förster arbeitet. Aber keine Sorge, der Krimi ist keineswegs gespickt mit Jägerlatein und Fachausdrücken, sondern dem Autor gelingt es wirklich sehr gut, einem so ganz nebenbei dieses Gebiet mit seiner Fauna und Flora anschaulich zu beschreiben und dies geschickt in seinen Krimi einzubauen. Auch geht er sparsam mit Fachausdrücken um und jeder, der nur ein klein wenig naturverbunden ist, hat absolut keine Probleme damit. Für alle anderen gibt es ein Glossar.

Die Story beginnt bereits im Prolog ziemlich spannend und rätselhaft und geht dann sofort zum Mord an der Prostituierten und den anschließenden Ermittlungen über. Immer wieder wechselt der Autor zwischen der Flucht des Waldschrats und den Ermittlungen der Mordkommission. Diese Wechsel zwischen den beiden Erzählsträngen sind gut gelegt, sodass das Tempo wie auch der Spannungsgrad durchweg auf einem hohen Niveau liegen. Zwar ist einem klar, dass der Waldschrat die Morde nicht begangen hat und die Polizei hier eine falsche Spur verfolgt. Um wen es sich jedoch bei dem Täter handelt und welches Motiv hinter seinen Morden steht, erfährt man wirklich erst ganz zum Schluss. Bedingt ist diese Ungewissheit durch die komplex aufgebaute Story, die in ihrem Verlauf nicht nur für die Polizei einige Verdächtige hervorbringt.

Die Charaktere beschreibt der Autor absolut authentisch und stellenweise recht undurchschaubar. Auf das Privatleben der beiden Kommissare Mendelski und Schnur legt der Autor kaum Wert und dennoch hat man bereits nach kurzer Zeit eine sehr gute Vorstellung von dem besonnenen Robert Mendelski und der teilweise etwas ungestümen Maike Schnur. Die geringe Einbeziehung des Privatlebens hat den Vorteil, dass man den Krimi problemlos lesen kann, ohne die drei vorherigen Bände des Ermittlerduos zu kennen. 

Fazit: Bedingt durch den Ort der Handlung und dem gut dosiert eingebrachtem Fachwissen des Autors ist dies einmal ein etwas anderer Krimi und nicht nur Naturfreunde werden hier bestens unterhalten. Denn zusätzlich bietet er noch eine komplexe, temporeiche und spannende Story und gut herausgearbeitete Charaktere.

Der Autor:
Christian Oehlschläger, 1954 in Hannover geboren, ist bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen als Förster tätig. Neben zahlreichen Beiträgen für die Fachpresse sind von ihm die Kurzgeschichtenbände Seltene Beute (1990), Wildwechsel (1998) und Draußen vom Walde (2007) sowie die drei Kriminalromane Der Schwanenhals (2005), Der Kohlfuchs (2006) und Die Wolfsfeder (2008) erschienen. Der Waldvogel ist der vierte Roman, in dem das ungleiche Ermittler-Duo Mendelski/Schnur einen Mörder jagt. 

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