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Donnerstag, 13. Oktober 2011

{Rezension} Jemand anders von Franz Kabelka


Verlag: Haymon Verlag
Gebundene Ausgabe: 232 Seiten

Genre: Österreichischer Krimi
ISBN: 978-3852186948

Erscheinungsdatum: 08. September 2011
Preis: 19,90 €




Ein etwas anderer Krimi

Innerhalb von 2 Wochen verunglücken im Fitnessstudio „New Life“ in einem kleinen Ort in Österreich Otto Bell und Johannes Reichert. Edgar, Besitzer des Fitnessstudios und Ex-Pater hat kurz vor diesen Unfällen selbst einen Unfall, bei dem er ein Hirn-Schädel-Trauma erleidet. Dies hat zur Folge, dass Edgar sich an die letzten 3 Wochen seines Lebens nicht mehr erinnern kann. Trotz der Gedächtnislücken bereiten ihm die Todesfälle von Reichert und Bell Kopfzerbrechen und irgendwie wird er das Gefühl nicht los, dass diese etwas mit seiner Vergangenheit zu tun haben. Früher war Edgar Franziskanerpater im Konvikt Rosenkranz und so reist er dorthin zurück.

Edgar ist ein 62-jähriger Ex-Pater, der mit seiner sieben Jahre jüngeren Lebensgefährtin Regina das Fitnessstudio betreibt. Das Management des Studios überlässt er zum größten Teil Regina und beugt sich zumeist ihren Vorschlägen, um das Studio mit den neuesten Gerätschaften auszustatten. Er selbst bezeichnet sich als Spätzünder in den meisten Lebenslagen, leidet zwar unter dem Gedächtnisverlust, ist aber Realist genug, um sich keine großen Hoffnungen darauf zu machen, dass die Erinnerungslücken sich wieder schließen. Ansonsten ist Edgar eher ein ruhiger, in seinem Handeln bedächtiger Vertreter, der für Veränderungen etwas länger benötigt und nach einem Vorfall aus der Vergangenheit mit der Kirche abgeschlossen hat.

Franz Kabelka wechselt kapitelweise zwischen Vergangenheit und Gegenwart und so erschließen sich einem nach und nach die Zusammenhänge des Krimis. Hierbei wechselt er in den Erzählsträngen zwischen Edgar, die in der Ich-Form erzählt werden, rätselhaften Tonbandaufnahmen und Szenen, bei denen man ein wenig Einblick in das Leben des pensionierten Lehrers Otto Bell erhält.

Auffällig ist, dass der Autor ständig winzige Hinweise mit einfließen lässt. Durch konzentriertes Lesen fallen diese zumeist auf und so langsam setzen sich für einen dann auch die scheinbar unzusammenhängenden Puzzleteilchen zu einer schlüssigen Geschichte zusammen. Und dennoch bleibt die komplex aufgebaute, sozialkritische Story bis kurz vor Schluss nicht vorhersehbar und überrascht in der Auflösung.

Der Schreibstil ist seinem Protagonisten angepasst und hierdurch eher nachdenklich und tiefgründig. Spannung erzeugt der Autor durch den ungewöhnlichen Aufbau seines Krimis, denn anfangs geben einige Kapitel einem doch ziemlich Rätsel auf, wodurch die Neugier geweckt wird auf den Ausgang der Geschichte. Überraschend ist auch, dass in dem gesamten Krimi weder Kommissare noch Privatdetektive auftauchen und somit auch keine Ermittlungsarbeit oder gar Verbrecherjagd stattfindet. Dies ist einmal etwas anderes und wenn man bereit ist, sich hierauf einzulassen, wird man mit einem intelligent aufgebauten und ruhig angelegten Krimi belohnt.

Fazit: Ein Krimi, der durch seine etwas andere Erzählweise, einer komplexen und sozialkritischen Story und den klar herausgearbeiteten Charakteren überzeugt.

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