Startseite

Dienstag, 21. Juni 2011

{Rezension} Die Henkerstochter von Oliver Pötzsch

Verlag: Ullstein Verlage
Taschenbuchausgabe: 512 Seiten
Genre: Historischer Krimi
ISBN: 10-9783548268521
Erscheinungsdatum: 01. April 2008
Preis: 8,95 €




Spannender Krimi im historischen Gewand

Mitte des 17. Jahrhunderts: In der kleinen bayerischen Stadt Schongau geht alles seinen gewohnten Gang. Bis eines Tages im April ein sterbender Junge im Lech treibt. Auf seiner Leiche entdecken die Einwohner eine seltsame Tätowierung und schnell ist ihnen klar, dass es sich hier um Teufelswerk handeln muss und eine Schuldige ist auch sofort gefunden: Die ortsansässige Hebamme. Der Henker Jakob Kuisl kann sie gerade noch vor dem Mob retten und in die Feste sperren. Denn Kuisl ist von der Unschuld der Hebamme überzeugt und zusammen mit dem jungen Medicus Simon und seiner schönen Tochter Magdalena macht er sich auf die Suche nach dem Mörder. Doch dies gestaltet sich schwerer als gedacht, vor allem, als eine weitere Kinderleiche gefunden wird und die Schongauer nur noch die vermeintliche Hexe brennen sehen wollen.

Binnen kürzester Zeit gelingt es Oliver Pötzsch einem Schongau im 17. Jahrhundert mit seinen Einwohnern, kleinen Gassen, dem Dreck und Unrat vor Augen zu führen. Und so wirkt der Roman von Anfang an sehr realistisch und atmosphärisch dicht umgesetzt. Vor allem vermittelt er sehr gut den tief in den Bürgern behaftete Aberglaube an den Teufel. Selbst der gebildete Medicus Simon und seine Angebetete Magdalena kommen doch des Öfteren Zweifel, ob nicht vielleicht doch der Teufel hinter den Morden steht, zumal es kurz vor der Walpurgisnach ist. Einzig Henker Kuisl ist fest von der Unschuld der Hebamme überzeugt und tut das ganze Teufelsgerede als Unsinn ab.

Klar, weiß man sofort, dass die Hebamme unmöglich die Täterin sein kann, doch wer nun wirklich hinter den Morden steht und auch welches Motiv er hierzu hatte, bleibt lange im Dunkeln. Erst so nach und nach kann man sich durch kleine – wie nebenbei – eingefügte Hinweise denken, wer und warum dieser ein Interesse an dem Tod der Kinder haben kann. Und so hält sich auch die Spannung bis zum Schluss auf hohem Niveau.

Die Sprache von Oliver Pötzsch ist sehr flüssig, lebendig und farbenfroh und er lässt seine Figuren auch immer mal wieder im Dialekt reden, was dem ganzen Roman viel Authensität gibt. Seinen Protagonisten Jakob Kuisl beschreibt der Autor sehr facettenreich und so ist einem dieser wortkarge, intelligente und gefühlvolle Henker, der sich vor einer Hinrichtung erst einmal betrinken muss, um diese durchstehen zu können, fast sofort sehr sympathisch. Ihm zur Seite steht der junge Medicus Simon, der hoffnungslos in dessen Tochter Magdalena verliebt ist, manchmal etwas unbeholfen wirkt, aber auch mutig dem Henker zur Seite steht, um den wahren Täter zu finden. Und dann natürlich die Henkerstochter selbst. Magdalena hat das seltene Glück lesen zu können, kennt sich hervorragend mit Kräutern aus, ist mutig, gewitzt, ziemlich dickköpfig und versteht es hervorragend, ihren Vater um den kleinen Finger zu wickeln.

Fazit: Ein sehr unterhaltsamer, hervorragend recherchierter Krimi, der einiges an Spannung aufweisen kann und mit sehr sympathisch und klar gezeichneten Charakteren versehen ist.

2 Kommentare:

  1. Und nun sollte ich das Buch aus von meinen SuB runterholen...wie soo viele andere...seufz! Man bräuchte wirklich 2 Leben um alles zu lesen, was man gerne möchte! =)
    Auf jeden Fall muss ich es bald lesen nach deiner super Rezi!!
    Martina

    AntwortenLöschen
  2. Hach, ja das wäre was. Manchmal wünsche ich mir auch, ich käme ohne Schlaf aus oder der Tag hätte so rund 72 Stunden ... wär das schön. Das Buch musst Du wirklich von Deinen SuB runterholen, es war echt klasse. LG Isabel

    AntwortenLöschen