Startseite

Mittwoch, 8. Juni 2011

{Rezension} Blutige Stille von Linda Castillo

Verlag: Fischer Verlage
Übersetzer: Helga Augustin
Taschenbuchausgabe: 400 Seiten
Genre: Amerikanischer Thriller
ISBN: 10-3596184517
Erscheinungsdatum: 08. Juni 2011
Preis: 8,99 €


Ein emotionsgeladener neuer Fall  für Kate Burkholder

Eigentlich läuft das Leben in dem kleinen Städtchen Painters Mill/Ohio sehr beschaulich und so hat sich Officer „Skid“ Skidmore wieder einmal auf eine ruhige Nachtschicht eingestellt. Als er bei einer kurzen Pause durch Zufall ein merkwürdiges Geräusch hört, folgt er diesem, das ihn auf den Hof der Amisch-Familie Plank führt.  Dort erwartet ihn das Gauen: Alle Mitglieder der Familie wurden bestialisch ermordet. Polizeichefin Kate Burkholder und ihr Team beginnen sofort mit den Ermittlungen, doch wer hätte ein Motiv diese gottesfürchtige, friedfertige Familie zu töten? Als Kate durch Zufall das Tagebuch der jüngsten Tochter Mary findet, erhält sie langsam eine Ahnung davon, warum die Planks sterben mussten.

Auch im 2. Teil lässt Linda Castillo ihre Protagonistin im Umkreis der Amisch-Gemeinde ermitteln. Zu Anfang laufen die Ermittlungen sehr schleppend, Kate und ihr Team gehen auch noch der kleinsten, unwahrscheinlichsten Spur nach, doch es lässt sich einfach kein Motiv finden, geschweige denn ein Tatverdächtiger.  Als die Polizeichefin Marys Tagebuch findet, kristallisiert sich zwar allmählich ein Motiv heraus, doch dies hilft den Ermittlern anfangs auch nicht richtig weiter, da Mary weder Namen noch irgendwelche Anhaltspunkte hierin erwähnt. Hinzu kommt noch, dass Kate immer mehr Gefühle in den Fall mit einbringt und die Wut, welche sie auf den Mörder empfindet, lassen sie öfters auch einmal ziemlich unbedacht handeln und fast verzweifeln.

Linda Castillo lässt ihre Protagonistin selbst den Thriller erzählen und so taucht man auch gleich wieder in ihre Gefühlswelt ein, kann ihre Handlungen sehr gut nachvollziehen und versteht so natürlich auch ihre Besessenheit ob der Aufklärung des Falls.  So bezieht sich die Story auch hauptsächlich auf die Ermittlungen von Kate und ihrem Team und nur in kleinen Einschüben erfährt man auch etwas mehr über den BCI-Beamten John Tomasetti, mit dem Kate eine Fernbeziehung führt. Gerade als dieser langsam anfängt sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, holt ihn seine eigene Vergangenheit wieder ein und droht, ihn wieder aus der Bahn zu werfen.
                    
Durch den fesselnden, flüssigen, atmosphärisch dichten und teilweise auch richtig brutalen Schreibstil von Linda Castillo ist Spannung von Anfang an reichlich vorhanden. Was diese auch auf einem hohen Niveau hält, ist, dass man lange Zeit überhaupt keine Ahnung davon hat, was hinter diesen grausamen Morden steckt, wie jemand solch friedfertige Menschen so brutal auslöschen kann.  Ständig fragt man sich, welches Geheimnis die Familie Plank zu verbergen versuchte, denn dass es hier ein Geheimnis gab, erfährt man recht bald durch Bischof Troyer. Allerdings hatte Mutter Plank keine Zeit mehr gefunden, ihn hierüber einzuweihen.

Noch komplizierter wird es, als sich herauskristallisiert, dass auch wirklich jeder mögliche Tatverdächtige ein Alibi hat und so fangen Kate und ihr Team an, buchstäblich die Nadel im Heuhaufen zu suchen, allerdings lassen sich durch diese akribische Suche langsam die einzelnen Puzzleteilchen zusammensetzen. So gestaltet sich der Thriller wieder sehr vielschichtig und ist bis zum Schluss absolut fesselnd und logisch umgesetzt.  Für etwas Zartbesaitete sei gesagt, dass die Autorin ziemlich detailliert auf die Verletzungen der Mordopfer eingeht und hier war wirklich ein sadistischer Soziopath am Werk und entsprechend grausam sind die Verletzungen auch beschrieben.

Für Kate hat auch dieser Fall wieder einen persönlichen Aspekt. Selbst in der Amisch-Gemeinde aufgewachsen, kann sich Kate gut in die Gefühlswelt von Mary hineinversetzen, denn ihres in Jugendtagen gleicht sehr dem von Marys. Und um ihr Gefühlschaos perfekt zu machen, unterstützt John Tomasetti die Ermittlungen. Und wenn man den 1. Teil gelesen hat, weiß man bereits, dass die Beziehung zwischen Kate und John mehr als kompliziert ist. Hinzu kommt, dass John durch einen positiven Drogentest suspendiert ist und somit Kate inoffiziell bei der Aufklärung der Morde unterstützt. So kann er zwar einige seiner guten Kontakte spielen lassen, was die Ermittlungen beschleunigen, jedoch dauert es auch nicht lange, bis seine Vorgesetzten hinter seine Tätigkeit kommen.


Doch trotz aller Emotionen oder gerade auch deswegen, stürzt sich Kate regelrecht in die Aufklärung des Falls. Und so verfolgt man bis zur letzten Seite gebannt die teilweise auch ziemlich lebensgefährliche Arbeit der sympathischen Polizeichefin von Painters Mill.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen