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Montag, 23. Mai 2011

{Rezension} Opferlämmer von Jeffery Deaver

Verlag: Blanvalet Verlag
Übersetzer: Thomas Haufschild
Gebundene Ausgabe: 576 Seiten
Genre: Amerikanischer Thriller
ISBN: 978-3-7645-0335-2
Erscheinungsdatum: 21. März 2011
Preis: 19,99 €


Eines vorweg: Durch die Komplexität der Story und der Einbindung der Verfolgung des psychopatischen Killers Logan, der als der Uhrmacher bekannt ist, ist es in jedem Fall ratsam, zumindest zuerst „Der gehetzte Uhrmacher“ und vielleicht auch noch „Der Täuscher“ zu lesen, bevor man mit diesem Band beginnt, da man ansonsten Schwierigkeiten haben könnte, die Zusammenhänge zu verstehen.

In New York geht ein Bus an einer Haltestelle in Flammen auf, ausgelöst durch einen elektrischen Lichtbogen. Das hinzugezogene FBI geht von einem terroristischen Anschlag aus und neben dem NYPD wird auch das Ermittlerduo Rhyme/Sachs mit dem Fall betraut. Die Ermittlungen laufen unter Hochdruck und Spuren werden sichergestellt. Doch noch bevor die ersten relevanten Ergebnisse vorliegen, geht bereits ein Erpresserbrief ein: Der Schreiber fordert die Abschaltung einiger Stadtteile vom Strombetrieb, was jedoch unmöglich umzusetzen ist. Noch während Rhyme und Sachs verzweifelt herauszufinden versuchen, wo sich der nächste Anschlag ereignen wird, müssen wieder Menschen sterben, wieder ausgelöst durch einen Stromschlag. Gleichzeitig ermittelt Rhyme aber auch noch zusammen mit der mexikanischen Polizei und der Kinetikerin Kathryn Dance an der Ergreifung des Uhrmachers, der nach wie vor noch auf der Flucht ist und offensichtlich einen neuen Anschlag plant.

Ohne Vorgeplänkel steigt Jefferey Deaver sofort in seinen neuesten Thriller ein und nutzt hierbei eine Tatwaffe, die überall um uns herum gegenwärtig ist: Elektrizität. Sein Mörder tötet mithilfe von Strom, indem er Leitungen eines großen Stromunternehmers manipuliert und für seine Zwecke umfunktioniert. In New York breitet sich die Angst aus, denn der nächste Anschlag könnte sich überall und zu jeder Zeit zutragen und es könnte wirklich jeden treffen. Durch die akribische Spurenauswertung des genialen Ermittlers Lincoln Rhyme und seiner Partnerin Amelia Sachs kommen die Fahnder im Lauf des Thrillers dem mutmaßlichen Täter immer näher, doch Deaver wäre wieder einmal nicht Deaver, wenn sich die Story wie erwartet weiterentwickeln würde. Und so nimmt der Thriller eine überraschende, absolut nicht vorhersehbare und doch logische Wendung. Und auch hier merkt man wieder auf jeder Seite, dass der Autor gründlich recherchiert hat und so vermittelt er die Informationen über Elektrizität gut dosiert, sodass sie durchweg interessant, aber nie langweilig sind.

Die Spannung ist durchweg auf hohem Niveau und steigt im letzten Drittel sogar noch um einiges. Geschickt wechselt Jefferey Deaver immer wieder zwischen der reinen Spurensuche und –analyse, die sich durchweg in der Wohnung des gelähmten Rhyme abspielt und der Ermittlungsarbeit auf den Straßen New Yorks. Da zwischen Erpresserbrief und Durchführung der Tat immer nur wenige Stunden liegen, treibt der Autor seine Leser regelrecht durch seinen Thriller und sein sachlicher, schnörkelloser, temporeicher und so fesselnder Schreibstil sorgt dafür, dass man regelrecht unter Hochspannung steht. Und auch dieses Mal verzichtet der Autor wieder komplett auf reißerische Szenen und spielt hier eher mit der Angst des Ungewissen. Denn jeder Türgriff, jede Treppe, jeder Metallboden könnte unter Strom stehen, könnte Sachs oder Pulaski bei der Sicherung der Spuren an den Tatorten töten. Von dieser hintergründigen Spannung lebt der Thriller, denn ganz offensichtlich hat Rhyme hier einmal wieder einen ebenbürtigen Gegner gefunden.

Hinzu kommt, dass das Motiv wie auch der Täter lange Zeit ein Rätsel sind. Sind hier wirklich Ökoterroristen am Werk, die dem großen Energiekonzern schaden wollen, da dessen Führungsriege immer noch auf die Gewinnung durch Atomstrom und Kohlekraftwerke setzen und kein Interesse an erneuerbaren Energien haben? Dies zumindest ist die Meinung des FBIs. Oder handelt es sich hier um einen Einzeltäter? Zumindest weisen die sichergestellten Spuren darauf hin und somit neigt der Ermittler Rhyme mehr zu dieser Theorie. Oder liegt das Motiv ganz woanders? Jefferey Deaver erzählt seinen Thriller in verschiedenen Handlungssträngen, baut auch immer wieder die Suche der mexikanischen Polizei nach dem Uhrmacher mit ein, die Rhyme tatkräftig unterstützt und so entwickelt sich der gesamte Thriller sehr komplex, aber zu jeder Zeit mühelos verfolgbar, verständlich und vor allem absolut schlüssig.

Gewohnt wenig geht der Autor wieder auf das Privatleben der einzelnen Mitwirkenden ein, wobei diesem jedoch ab und an auch  etwas Platz eingeräumt wird, um den Charakteren mehr Tiefe zu geben. So geht der Autor dieses Mal etwas auf den Undercover-Agenten Fred Dellray ein und auch der „Grünschnabel“ des Teams, Ron Pulaski, ist ein kleiner Nebenstrang vergönnt. Natürlich darf auch wieder nicht Rhymes Betreuer Thom fehlen, allerdings ist seine Rolle sehr sparsam gehalten, wodurch die „Streitigkeiten“ zwischen Thom und Rhyme kaum stattfinden. Was ich schade fand, da dieses Geplänkel doch ab und an die Story angenehm aufgelockert hatte.


Fazit: Wieder einmal ein hervorragend recherchierter und spannender Thriller, der durch eine intelligente und komplexe Story überzeugt.

2 Kommentare:

  1. Hmm ich hab das Buch zu Hause liegen - ausgeliehen. Ich glaub das lesen lasse ich dann mal, denn ich kenne die anderen Teile auch nicht. So was find ich immer schade :( .. sollte mein erstes Buch von ihm werden.

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  2. Danke für die Rezi, ich mag ja den Autoren ungemein und habe mir die Tage auch erst wieder ein Buch von ihm gekauft. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ein anderes Buch von ihm schon eine Weile auf meinem SuB dümpelt, schäm.

    LG Kerry

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