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Freitag, 15. April 2011

{Rezension} Bullenball von Stefan Holtkötter

Verlag: Piper Verlag
Taschenbuchausgabe: 320 Seiten
Genre: Deutscher Krimi / Münsterland-Krimi
ISBN: 9783492259545
Erscheinungsdatum: Mai 2011
Preis: 9,95 €


Amoklauf am Gymnasium?

In der Mehrzweckhalle in Münster wird ein Toter gefunden, ein Security-Angestellter, der sich unerlaubt Zutritt verschafft hat. Die Arbeit der Polizei läuft auf Hochtouren, da hier schon bald der jährliche Bullenball der Langjugend stattfinden soll. Kommissar Hambrock beginnt mit den Ermittlungen, obwohl anfangs nicht eindeutig geklärt werden kann, ob es sich hierbei um einen Unfall oder einen Mord handelt. Jedoch kommen im Lauf der Ermittlungen einige Unklarheiten ans Licht, die auf Mord hindeuten. Zur selben Zeit gehen im Anne-Frank-Gymnasium in Nottuln mehrere Amoklauf-Ankündigungen ein, die jedoch ausbleiben. Handelt es sich hierbei um einen makabren Scherz eines Schülers? Anfangs stocken beide Ermittlungen noch, doch schon bald kommt Hambrock ein schlimmer Verdacht.

Dieses Mal konzentriert sich Stefan Holtkötter weniger auf die Ermittlungen, wobei diese aber auch nicht zu kurz kommen, sondern mehr auf die verschiedenen Lebensumstände einiger Mitglieder der Landjugend, die alle in einer Jazzband spielen. So umfasst der Krimi auch mehrere Handlungsstränge, die geschickt gelegt immer im passenden Moment wechseln, nämlich dann, wenn es interessant oder spannend wird. Somit lernt man ziemlich schnell alle Beteiligten kennen, erhält ein umfassendes Bild von ihnen, wie auch in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Und auch die Story zieht gleich richtig gut an und die Spannung hält sich mühelos bis zum extrem fesselnden Showdown.

Stefan Holtkötter thematisiert in seinem neuesten Krimi zum einen die Umstände, die zu einem Amoklauf führen können. So vertieft er zwar jetzt nicht extrem das Thema, gibt einem aber dennoch einen guten Einblick in das Seelenleben eines möglichen Amokläufers. Diesen Einblick erhält man durch immer wiederkehrende, kurze Erzählstränge, in dem er diesen zu Wort kommen lässt. So erfährt man von seinem Hass auf seine Umgebung und auch den Grund, wie es zu seinen zerstörerischen Gefühlen kam. Allerdings kommen für ihn mehrere Personen in Frage, sodass seine Identität bis zum Schluss verborgen bleibt.

Neben dem Amoklauf behandelt der Autor auch das Thema Mobbing unter Schülern, was in einem engen Bezug zu dem möglichen Amokläufer steht und seine Handlungen und vor allem seine Äußerungen im Internet verständlicher machen. Hierdurch entwickelt sich die Story sehr komplex und überrascht auch immer wieder mit nicht vorhersehbaren Wendungen. Etwas irritiert haben mich nur die versteckten Hinweise über einen Mitwirkenden, bei dem der Verdacht der Pädophilie aufkommt. Dies wird allerdings auch nicht weiter vertieft, ist eher nur ein unrelevanter Nebenzweig der Story und deswegen war es für mich etwas verwunderlich, warum dies überhaupt eingebaut wurde. Ist aber auch in keiner Weise störend.

Seine Figuren sind wieder sehr realistisch und ausgereift beschrieben, bleiben aber auch teilweise in ihren Absichten nicht vorhersehbar, was einem auch in der Frage nach der Identität des Täters immer wieder seine Meinung revidieren lässt. Besonders gelungen fand ich die Darstellung der jungen Adelheid; man fühlt regelrecht mit ihr und kann sehr gut ihre Angst, das Gefühl der Ausgrenzung und Einsamkeit nachvollziehen.

Auch vom Privatleben von Hambrock erfährt man wieder einiges. So ist er momentan Strohwitwer, weil Elli in Holland ihren Vater versorgt, da ihre Mutter im Krankenhaus liegt. Das anfängliche „Freiheitsgefühl“ von Hambrock wandelt sich schon bald. Er weiß nicht recht was er mit sich anfangen soll, meidet die leere Wohnung und verbringt seine Abende lieber in seiner Stammkneipe. Und als er auch noch erfahren muss, dass seine Kollegin Heike die Mordkommission wegen ihrer Schwangerschaft verlassen möchte, ist es mit seiner guten Laune endgültig dahin. Zumal er auch bei den Ermittlungen einfach nicht weiterkommt und sich lange keine heiße Spur finden lässt.


Fazit: Wieder einmal ein gelungener Münsterland-Krimi mit einer aktuellen, komplexen Story und einem überaus sympathischen Hauptkommissar.

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