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Mittwoch, 9. März 2011

{Rezension} Verfahren von Ludwig Laher

Verlag: Haymon Verlag 
Gebundene Ausgabe: 180 Seiten
Genre: Roman/Sachbuch
ISBN: 3852186803
Erscheinungsdatum: 22. Februar 2011
Preis: 19,90 €


Das Asylrecht …

… hieran scheiden sich bekanntlich die Geister. Die einen finden es zu lasch, die anderen zu streng, zu willkürlich, zu wenig auf die Betroffenen eingehend. Ich muss gestehen, dass ich mich bisher sehr wenig damit auseinandergesetzt habe und nur hier und da etwas aus den Medien aufgeschnappt habe und meist die scheinbare Willkür der Ämter nicht nachvollziehen konnte. Deswegen war ich auf das Buch ziemlich neugierig und hatte mir hier etwas Klarheit erhofft.

Doch Ludwig Laher macht es einem sehr schwer, einen Bezug zu dem Thema wie auch zu seinem Buch zu erhalten. Schuld daran trägt meiner Meinung nach der extrem sachliche, nüchterne Schreibstil. Ohne Zweifel hat der Autor dieses Thema sehr gut recherchiert, sich ausgiebig mit dem Thema beschäftigt und hier liegt das Problem. Ludwig Laher verwendet in seinen Ausführungen viel Beamtendeutsch mit vielen Abkürzungen, die oft ein Nachschlagen im Anhang notwendig machen. Hinzu kommen viele Original-Auszüge aus Protokollen, die in der typischen Beamtensprache verfasst sind. Und wer muss nicht oft ein Schreiben vom Amt zweimal lesen, um zu verstehen, was die Behörde einem eigentlich sagen möchte. So ging es mir zeitweise auch bei den Auszügen in dem Buch.

Der mehr oder weniger rote Faden des Buches ist das Schicksal der jungen Jelena, die dem unmenschlichen Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien entflohen ist. Die Grausamkeiten, welche die junge Frau in ihrer Heimat erleben musste, sind beispielhaft für viele Frauen aus diesem Land und sollten einem eigentlich berühren und betroffen machen. Allerdings hat man dazu kaum eine Chance, denn ihr Schicksal wird sehr distanziert und sachlich geschildert. In einem weiteren Erzählstrang lernt man einen Richter des Asylgerichtshofs kennen und dessen Erfahrungen mit Asylbewerbern. In Form eines Interviews wird einem dies vermittelt. Der Richter beleuchtet die Vor- und Nachteile, erzählt von Einzelschicksalen, so auch von Jelena und doch hatte ich stellenweise das Gefühl, dass seine Äußerungen zu positiven Bescheiden nur eine Alibifunktion hatten. Wirklich glaubhaft war er für mich nicht.

Das Buch hat auf mich auch eher den Eindruck eines Sachbuchs und weniger eines Romans gemacht. Keine Frage, es ist fundiert recherchiert und engagiert geschrieben, spricht aber meiner Meinung nach eher Menschen an, die sich intensiv mit dem Thema Asylrecht beschäftigen. Diese Leser werden das Buch mit Sicherheit als sehr informativ und hilfreich empfinden. Für Leser jedoch wie mich, die sich weniger mit dem Thema beschäftigen und sich hier mehr Informationen in Form eines Romans erhofft hatten, werden eher enttäuscht sein.

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