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Mittwoch, 30. März 2011

{Rezension} Blut von deinem Blute von Silvia Roth

Verlag: Hoffmann & Campe Verlag
Gebundene Ausgabe: 542 Seiten
Genre: Deutscher Psychokrimi
ISBN: 9783455403107
Erscheinungsdatum: 26. Februar 2011
Preis: 19,99 €


„… Sie kam nach Hause, um zu sterben …“

Nach 15 Jahren kehrt Laura Bradley auf ihre Heimatinsel Jersey zurück. Die erfolgreiche Geschäftsfrau, die heute in Frankfurt lebt, will endlich mit ihrer Vergangenheit ins Reine kommen. Denn vor 15 Jahren wurden ihr Vater, ein Hotelbesitzer und ihre Stiefmutter bestialisch im Herrenhaus ermordet. Laura hat an diese schwüle Augustnacht keine Erinnerungen, alle Indizien deuteten damals auf ihre jüngere Schwester Mia hin, doch die Morde konnten ihr die Polizei nie beweisen. Bis heute ist der Doppelmord nicht aufgeklärt. Zur gleichen Zeit erhält Lauras Freund Leon de Winter einem anonymen Brief, der einen Bericht über den damaligen Mordfall enthält. Da die Beziehung zwischen Laura und Leon ziemlich kompliziert ist, hat Laura ihm nie von ihrer Vergangenheit erzählt. Der Historiker reist ebenfalls nach Jersey, um eigene Ermittlungen anzustellen.

Die Polizei war sich damals sicher, dass eine der Schwestern die brutalen Morde begangen haben muss. Zum einen ist da die unbeherrschte Mia, die bereits als Jugendliche für ihre unkontrollierten Wutausbrüche bekannt war und dann Laura, die seltsam emotionslos den Mord an ihrem Vater und dessen Frau zur Kenntnis nahm. Mia lebt bis heute in dem Herrenhaus, arbeitet als Malerin, legt sich mit jedem Inselbewohner an und lässt das Familienhaus verwahrlosen. Laura dagegen flüchtete direkt nach den Morden nach Deutschland und verdrängt die Morde.

Durch Rückblicke von Laura wie auch durch die Erzählungen der Inselbewohner erfährt man so nach und nach die gestörten Familienverhältnisse der Bradleys kennen. Die Mutter der Schwestern beging Selbstmord, als die Mädchen gerade ins Teenageralter kamen. Besonders Laura leidet von klein auf unter der Gefühllosigkeit und dem Geiz ihres Vaters, ihre jüngere Schwester Mia wird ihrer Meinung nach von ihrem Vater immer bevorzugt. Und dann noch die Stiefmutter, die ihr Vater bereits kurze Zeit nach dem Tod ihrer Mutter heiratet. Diese wird von den Schwestern von Anfang an nicht akzeptiert, die Ehe ist unglücklich und so flüchtet sich diese immer öfter in Fressattacken.

Trotz der paradiesischen Kulisse Jerseys gelingt es Silvia Roth fast augenblicklich eine beklemmende, geheimnisvolle Atmosphäre aufzubauen, die sich im Verlauf des Psychokrimis immer mehr steigert. Mit ein Grund ist das düstere Herrenhaus, in dem viele Zimmer verschlossen sind, das von Mia total verwahrlost wurde und dem Wissen, dass in der Küche die Morde geschahen. Und dann die Figuren selbst. Man weiß bis zum Schluss nicht, ob Mia die Mörderin war. So recht glauben, möchte man es eigentlich nicht, wäre es doch zu offensichtlich, allerdings hatte Mia die Möglichkeit und auch ihr Verhalten sprechen gegen sie.  Dann Laura: Sie hat keine Erinnerungen an die Mordnacht, hat sie vielleicht die Morde begangen und dies 15 Jahre erfolgreich verdrängt? Oder war es gar jemand anderes?

Die Inselbewohner wie auch die Schwestern geben einem hier keine Sicherheit. Sie sind zwar durchweg alle hervorragend beschrieben, doch auch so undurchschaubar, dass man wirklich niemand trauen mag. Dies fördert natürlich extrem die Spannung und diese Ungewissheit hält sich wirklich bis zum Schluss. Besonders interessant ist hier die Figur von Mia. Sie ist eindeutig eine sehr gestörte, unbeherrschte Frau, deren Wutausbrüche wie aus dem Nichts kommen, die sich mit jedem anlegt und trotzdem wurde mir ihr Charakter irgendwann doch ein wenig sympathisch.  Ihre Protagonistin Laura ist ebenfalls wunderbar gezeichnet. Die unter Bindungsängsten leidende Businessfrau fühlt sich von Anfang an nicht wohl auf der Insel, hat regelrecht Angst vor ihrer Schwester und doch lässt die Vergangenheit sie nicht ruhen, sodass sie unermüdlich nach Beweisen in Bezug auf den Mörder sucht.

Silvia Roths Schreibstil ist eher ruhig, absolut flüssig, extrem fesselnd und ihr gelingt es wunderbar einen immer wieder auf eine falsche Fährte zu führen. Ihre Geschichte erzählt sie zum einen aus Sicht von Laura. Deren ständige Angst vor ihrer Schwester und dem unguten Gefühl, welches ihr die Insel vermittelt, sind regelrecht greifbar. Zum anderen begleitet man Leon bei seinen Nachforschungen. Seine Fragen werden von den Inselbewohnern recht bereitwillig beantwortet. Doch dadurch ist er auch ständig hin- und hergerissen zwischen seinen Gefühlen zu Laura und den Informationen, die er über die beiden Schwestern erhält.


Fazit: Ein extrem beklemmender und eher ruhig angelegter Psychokrimi, der mit ausgefeilten Charakteren und einer sehr komplexen Story überzeugt.


2 Kommentare:

  1. Da sage ich einfach nur HABEN MUSS!!!!
    Danke für die tolle Rezension. :-)

    Lg, Sabine

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  2. danke für die tolle rezi, ich fürchte jetzt ist es passiert, das HABEN-MUSS-SYNDROM ist wieder da

    lg kerry

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