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Montag, 13. Dezember 2010

{Rezension} Der Geruch von Blut von Tom Piccirilli

Verlag: Heyne Verlag
Übersetzer: Nicolai von Schweder-Schreiner
Taschenbuchausgabe: 304 Seiten
Genre: Amerikanischer Thriller
ISBN: 978-3-453-67596-4
Erscheinungsdatum: 13. Dezemer 2010
Preis:8,99 €



Ein guter Polizist

Der blinde Finn arbeitet als Lehrer an einem Internat. Früher war Finn Polizist, ein missglückter Selbstmordversuch ist schuld an seiner Behinderung. An einem kalten Wintertag findet er auf dem nahegelegenen Friedhof die verletzte Harley. Um sie zu verarzten, bringt Finn die junge Harley zurück zum Internat, doch kurz danach verschwindet sie. Vorher warnt Harley ihn noch und gibt ihm die Schuld an den kommenden Ereignissen. Doch woran soll Finn schuld sein, hat er doch keine Ahnung, wovon Harley spricht. Noch am selben Tag schlägt das Wetter um und ein schwerer Schneesturm treibt unaufhaltsam auf den kleinen Ort zu. Mit dem Schnee kommt auch ein wahrer Alptraum auf das Internat zu und Finn muss um sein Leben und das der Schüler und Lehrer fürchten.

Mithilfe von Finns Erinnerungen erzählt Tom Piccirilli zwischendurch immer wieder dessen Leben vor seinem Selbstmordversuch und so erfährt man nach und nach die Gründe hierfür. Und auch, wenn genau diese Erinnerungen immer an den interessantesten Stellen in Erscheinung treten, kommt anfangs wenig Spannung auf. Bis etwa zur Mitte des Thrillers lernt man stattdessen erst einmal sehr ausführlich den Protagonisten kennen und seinen Umgang mit der Blindheit. Dies beschreibt der Autor sehr einfühlsam und - soweit dies möglich ist - nachvollziehbar. Gleichzeitig stellt Tom Piccirilli seinen Lesern auch die weiteren Beteiligten und die Bewohner des Internats vor und auch diese Charaktere sind klar gezeichnet und nehmen schnell Konturen an.

So entwickelt sich der Thriller anfangs erst einmal zu einer Studie über einen blinden Mann, der versucht, nach seinen schrecklichen Erlebnissen in der Vergangenheit, mit seinem jetzigen Leben fertig zu werden. Dies ist Tom Piccirilli gut gelungen, allerdings fehlt hier eindeutig der Thrilleranteil und dies könnte manchen Leser enttäuschen und auch als langatmig empfinden lassen.

Doch wie aus dem Nichts nimmt die Story plötzlich massiv Fahrt auf und der flüssige und dann auch sehr fesselnde Schreibstil des Autors sorgt dafür, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen mag. Schuld daran ist auch, dass Tom Piccirilli seinen Thriller ab diesem Zeitpunkt atmosphärisch dicht umgesetzt hat und geschickt die Blindheit und somit die Orientierungslosigkeit von Finn einsetzt, um hierdurch eine düstere, beklemmende Stimmung aufzubauen. So spürt man deutlich die Hilflosigkeit von Finn, die durch den anrückenden Schneesturm immer schlimmer wird, da ihm bald jeder Orientierungspunkt auf dem Internatsgelände fehlt und die Kommunikationsmöglichkeiten durch die Abgelegenheit des Internats sowieso nur bedingt vorhanden sind.

Lange rätselt man über die mysteriösen Äußerungen von Harley und hat anfangs – genau wie Finn – absolut keine Ahnung, in welche Verstrickungen dieser verwickelt sein soll. Doch so nach und nach kristallisieren sich diese heraus und Finn muss bald feststellen, dass ihn die Vergangenheit sogar an diesem abgelegenen Ort wieder einzuholen scheint.

Fazit: Das Buch überzeugt mit einer komplexen, rätselhaften Story. Allerdings lässt sich der Autor viel Zeit, bis sich die Geschichte auch zu dem versprochenen Thriller entwickelt.

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