Startseite

Mittwoch, 24. November 2010

{Leseeindruck} Der gefrorene Rabbi von Steve Stern

Übersetzer: Friedrich Mader
ISBN: 3896674366 
Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
Erscheinungsdatum: 10. Januar 2011
Preis: 21,95 €



Rabbi im Eis

Um seine erotischen Phantasien auszuleben, ist der junge Bernie in der heimischen Kühltruhe auf der Suche nach einem Stück Leber als er in den Tiefen der Kühltruhe eine etwas merkwürdig anmutende Person entdeckt. Als er sich beim Essen endlich dazu durchringt, seine Eltern darauf anzusprechen, erklären ihm diese ganz selbstverständlich, dass es  sich hierbei um den familieneigenen Rabbi handelt. Eine Art Familientradition väterlicherseits. Bernies Großvater hatte alle Einzelheiten zum Rabbi in einer Kladde notiert, das Ganze hat nur ein Problem: Das Buch ist in Jiddisch, welches keiner in der Familie mehr beherrscht.

Anschließend macht die Geschichte einen Zeitsprung und erzählt über die Jahre 1889 – 1890. Rabbi Elieser ben Zephir ist ein Heiliger Mann, der oft meditiert, den Talmud wie kein Anderer beherrscht und während einer seiner Meditationen spurlos verschwindet. Seine Jünger suchen vergeblich nach ihm. Bis zum Winter bleibt er verschwunden, dann entdecken Josl und sein Sohn Salo den Rabbi, eingefroren im See.

Die Geschichte der Gegenwart mutet schon fast skurril an. Als wenn es absolut selbstverständlich wäre, dass eine Familie natürlich den hauseigenen Familienrabbi in der Tiefkühltruhe aufbewahrt. Bernies Vater reagiert wie selbstverständlich, seine Mutter ist eher peinlich berührt und Bernies große Schwester Madeline ist eigentlich die Einzige, die ansatzweise normal  - sprich entsetzt - auf die Neuigkeit reagiert. Diese Szene hat Steve Stern wirklich sehr unterhaltsam wiedergegeben und dieser Teil bringt einen immer mal wieder zum Schmunzeln.

Bei der Geschichte der Vergangenheit sieht die Sache dann schon wieder ein wenig anders aus. Hier sind die Jünger des Rabbi entsetzt, betroffen und völlig aufgelöst, als ihr Rabbi vom Meditieren nicht zurückgekehrt und sie nirgends eine Spur von ihm entdecken können.  Bis, ja bis Josl und Salo im folgenden Winter zum Eisbrechen an den See aufbrechen und den Rabbi im Eis finden. Dieser Teil der Geschichte ist mit vielen jiddischen Begriffen durchsetzt, die jedoch sofort erklärt werden, was beim Lesen nicht stört. Eher das Gegenteil ist der Fall, kann man sich so doch besser in die damalige Zeit hineinversetzen.

Gleichzeitig erfährt man auch einiges über das jüdische Leben des 19. Jahrhunderts, was unterhaltsam  und vor allem informativ und gut in die Geschichte mit eingebaut ist. Steve Sterns Schreibstil wirkt stellenweise humoristisch, ist jederzeit fesselnd und unterhaltsam. Die Idee der Story ist wirklich mal etwas Neues und die Leseprobe verspricht eine Geschichte der etwas anderen Art, die neugierig macht.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen