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Montag, 27. September 2010

{Rezension} Mädchenfänger von Jilliane Hoffman

Übersetzer: Sophie Zeitz
Genre: Amerikanischer Thriller
Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
ISBN: 3805208928
Erscheinungsdatum: 16. Juli 2010
Preis: 19,95 €



Nur die Jungfrauen dürfen leben

Zum wiederholten Male lauscht ein Mann den aufwühlenden Worten eines Predigers, während er an seinem Computer per Webcam das Zimmer eines jungen Mädchens beobachtet. Er tippt einen Satz ein und schon sieht er, wie das Mädchen freudig an den PC stürzt. Ein Haus im Süden Floridas. Hier wohnt die 13-jährige Lainey Emerson. Schon seit Minuten sitzt sie aufgeregt vor ihrem PC und wartet auf eine Nachricht von Zach, dem süßen 17-jährigen Jungen, den sie in einem Chatroom kennen gelernt hat. Als sich Zach endlich meldet und sie um ein persönliches Treffen bittet, sagt Lainey begeistert zu. Niemanden erzählt sie etwas von dieser Verabredung und als sie freitags zum vereinbarten Treffpunkt kommt, steigt sie nervös und überglücklich in Zachs Auto, ohne ihn sich genauer anzusehen. Als sie ihren Fehler bemerkt, scheint es zu spät zu sein.

Jilliane Hoffman greift in ihrem neuesten Thriller ein aktuelles Thema auf und vermittelt glaubwürdig, wie leicht es ist, junge Mädchen mit einer falschen Identität zu beeinflussen, mit Schmeicheleien zu täuschen und so ihre Gutgläubigkeit für seine Zwecke auszunutzen. Diese Leichtsinnigkeit macht sich ein Serienmörder zu nutze, der schon bald von der Öffentlichkeit den Namen „Picasso“ erhält. Geschickt wählt er seine Opfer aus zerrüttenden Familien aus, sodass deren Verschwinden meist erst einmal als Ausreißen gesehen wird und es somit seine Zeit dauert, bis mit den Ermittlungen begonnen wird.

Die Autorin lässt bereits gleich zu Anfang auch den Mädchenfänger zu Wort kommen. So erhält man einen kleinen Einblick in seine kranke, gestörte Seele, allerdings ohne den kleinsten Hinweis auf seine Identität zu erhalten. Man ist hierdurch zwar teilweise über seine Aktivitäten im Bilde, hat jedoch keine Ahnung, um wen es sich handelt, noch welch krankhafter Beweggrund hinter seinem Handeln steht.

Somit ist Spannung in dem Thriller einfach vorprogrammiert und sie hält sich auch mühelos über das gesamte Buch hinweg. Dazu trägt natürlich auch der packende, rasante und flüssige Schreibstil von Jilliane Hoffmann bei und ihr gelingt es zudem sehr gut, passend zu dem Thema eine fast schon beklemmende Stimmung aufzubauen und einem beim Lesen auch etwas nachdenklich zu stimmen. Zusätzlich sind einige überraschende Wendungen wie auch falsche Spuren in die Story eingebaut, die der Spannung auch nicht abträglich sind.

Ihr Protagonist ist der Ermittler Bobby Dees. Sein Spitzname ist Shepard (Shep), da er über Jahre hinweg erfolgreich viele vermisste Mädchen wieder auffinden und nach Hause zurückbringen konnte. Nur seine einzige Tochter nicht. Die 16-jährige Katy ist vor einem Jahr spurlos verschwunden und niemand weiß, ob sie ausgerissen ist oder einem Verbrechen zum Opfer fiel. Alle Versuche von Bobby sind bisher gescheitert, seine Tochter wieder zu finden. An dieser Ungewissheit droht seine Ehe zu zerbrechen. Sehr gut vermittelt Jilliane Hoffman hier die Hilflosigkeit von Bobby und LuAnn wie auch ihre Selbstvorwürfe und auch die Zermürbung, die ihre Situation auf Dauer mit sich bringt.

Und auch die Gefühle von Lainey beschreibt die Autorin eindringlich und überzeugend. Der 13-jährigen kann es mit dem Erwachsenenwerden nicht schnell genug gehen. Zusätzlich hat sie Probleme mit ihrer Familie. Ihr jüngerer Bruder ist der Kronprinz, wird von Mutter und Stiefvater verwöhnt und zu allem Überfluss klappt es in der Schule nicht, da sie dieses Schuljahr auf eine neue Schule wechseln musste, während alle ihre Freundinnen auf der alten  geblieben sind. So fühlt sie sich einsam, missverstanden und verloren und ist somit ein perfektes Opfer für den Mädchenfänger.

Fazit: Ein rasant erzählter Thriller, der von der ersten Seite an spannend ist und ein Thema beleuchtet, das aktueller nicht sein könnte.

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