Startseite

Dienstag, 27. Juli 2010

{Leseeindruck} Die Stille nach dem Schrei von Isolde Sammer



Verlag: rororo Verlag
Taschenbuchausgabe: 448 Seiten
ISBN: 978-3-499-23570-6
Genre: Deutscher Psychothriller
Erscheinungsdatum: 01. September 2010
Preis: 9,95 €



Tinas letzte Worte an Kommissar Schneider

Der junge Martin soll angeblich seinen Stiefbruder Jonas ermordet haben. Er behauptet, es war Notwehr und das Gericht glaubt ihm. Nur seine Stiefmutter, die Architektin Irene Werneck, kann dies nicht glauben, denn nach Martins Aussage müsste ihr ermordeter Sohn Jonas somit ein Sadist gewesen sein und ihr verstorbener Ehemann, Martins Vater, ein Kinderschänder. Für Irene entwickelt sich die Prozesszeit zu einem Spießrutenlauf, ihre Nachbarn meiden sie und selbst gute Freunde ziehen sich immer mehr von ihr zurück. Dann ist der Tag gekommen und Martin kehrt als freier Mann nach Hause zurück.

Martin hat eine treue Freundin: Tina Mahlbach. Die junge Frau kennt Martin bereits aus der Schule und hat sich als 13-jährige in ihn verliebt, als dieser ihr auf dem Schulhof zur Seite stand. Nun verfolgt sie natürlich neugierig und aufgeregt den Prozess und freut sich über die Freilassung von Martin, den sie auch gleich am nächsten Tag zu Hause aufsucht.

Dies ist in etwas das Grundgerüst der Leseprobe. Doch steckt hinter dieser Geschichte viel mehr. Isolde Sammer erzählt ihren Thriller aus verschiedenen Blickwinkeln. Und so merkt man schnell, dass die Geschichte um Martin in der Vergangenheit spielt und die junge Tina diese Geschichte einem Kommissar namens Schneider brieflich erzählt, um ihren kleinen Bruder zu retten. Denn Martin hat ganz offensichtlich pädophile Neigungen und auch der Gedanke an Mord ist ihm nicht fremd.

Der Handlungsstrang von Tina ist sehr emotional angelegt und man merkt beim Lesen ihre Resignation. Man weiß, dass sie diese Geschichte nicht überleben wird, aber man spürt auch ihren Kampfgeist, in jedem Fall das Leben ihres kleinen Bruders Benny zu retten.

In weiteren Handlungssträngen erhält man einen Einblick in die Gedankenwelt von Martin, der es geschickt versteht, seinen Charme an den richtigen Stellen einzusetzen. Man ahnt, dass hier der Schein trügt und Martin bei weiten gefährlicher ist, als er sich nach außen hin gibt. Wie gefährlich er ist, lässt die Leseprobe jedoch noch offen.

Seine Stiefmutter Irene ist mit den Nerven am Ende. Sie mag nicht glauben, dass ihr Ehemann wirklich ein pädophiler Sadist war, so wie Martin ihn in dem Prozess hinstellte, genauso wenig ist es für sie vorstellbar, dass ihr Sohn Jonas wirklich das getan haben soll, was Martin ihm vorwirft und dem das Gericht anscheinend Glauben schenkte.

Irenes Verzweiflung, die Demütigungen der Nachbarn und Freunde, die sie als „Rabenmutter“ sehen und den Schilderungen von Martin mehr Glauben schenken wie auch ihre Angst gegenüber Martin vermittelt die Autorin hervorragend. Und auch die anfängliche Schwärmerei, der sonst so verantwortungsbewussten Tina, wird absolut glaubhaft dargestellt. Durch die ständigen Wechsel der Erzählstränge ist die Spannung stets auf einem sehr hohen Niveau, wobei sehr schnell klar ist, dass Dreh- und Angelpunkt des Thrillers eindeutig die Figur von Martin ist.

Die Leseprobe verspricht einen sehr spannenden Psychothriller mit einer komplexen Handlung und sehr gut und feinfühlig beschriebenen Charakteren.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen