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Montag, 5. April 2010

{Rezension} Totengleich von Tana French

Verlag: Scherz Verlag
Übersetzer: Ulrike Wasel / Klaus Timmermann
Gebundene Ausgabe: 784 Seiten
ISBN: 3502101922
Genre: Englischer Thriller
Erscheinungsdatum: 21. August 2009
Preis: 16,95 €


"... das ist die reale Welt ..."

Detective Cassie Maddox, mittlerweile in die Abteilung für häusliche Gewalt versetzt, erhält eines Abends einen Anruf von ihrem Freund Sam, Detective bei der Mordkommission. Sie soll schnell zu einem verlassenen Cottage kommen. Dort angekommen trifft sie auch auf ihren ehemaligen Chef Frank, für den sie während ihrer Undercoverzeit gearbeitet hatte. Im Cottage liegt die Leiche einer jungen Frau, die Cassie zum Verwechseln ähnlich sieht. Die junge Frau wohnte mit vier anderen Studenten auf Whitethorn House. Um den Mord schnell lösen zu können, unterbreitet Frank ihr den Vorschlag, in das Leben der jungen Literaturstudentin zu schlüpfen. Anfangs weigert sich Cassie, doch je mehr sie über Lexie erfährt, umso mehr wird sie von der Idee gefangen genommen. Und so beginnt sie ihre Undercoverarbeit bei den jungen Leuten.

Diese leben in ihrer eigenen Welt, sind eine eingespielte Gemeinschaft, betrachten Whitethorn House als ihr Zuhause und kapseln sich vom Rest der Welt ab. Nicht, dass die Einheimischen ein Interesse daran hätten, mit den Studenten in Kontakt zu kommen. Ganz im Gegenteil, Whitethorn House und die Familie March, der einer der Studenten angehört, werden von den Einheimischen seit Generationen gehasst und als Unterdrücker angesehen. Liegt hier das Mordmotiv verborgen oder war es doch einer der vier Mitbewohner, der Lexie ermordet hat? Diese Frage soll Cassie alias Lexie klären und gerät dabei immer mehr in den Sog dieser verschworenen Gemeinschaft.

Tana French lässt sich viel Zeit für ihre Geschichte, die sie aus Sicht von Cassie rückblickend erzählt. So ist man sofort hautnah dabei, wie Cassie mit ihrer Entscheidung ringt, überhaupt diesen Job anzunehmen und wie sie sich anschließend immer mehr vom Zauber der verschworenen Gemeinschaft einfangen lässt. Abby, Rafe, Daniel und Justin ergänzen sich hervorragend, scheinen jedes Geheimnis des anderen zu kennen, vermeiden jede Erinnerung an die Vergangenheit, leben nur im Hier und Jetzt, in ihrer eigenen realen Welt und doch spürt Cassie und somit auch der Leser, dass hier unterschwellig etwas brodelt, dass nicht alles so ist wie es scheint. Mitten hinein in dieses Gefühlwirrwar gerät Cassie. Anfangs noch ständig auf der Hut, sich ja nicht durch kleine, unbedachte Gesten oder Äußerungen zu verraten, verfällt sie immer mehr dem Charme des Hauses und der Herzlichkeit ihrer Mitbewohner und fühlt sich bald als eine von ihnen, was auch Frank nicht verborgen bleibt.

Der Autorin gelingt es praktisch von der ersten Seite an durch ihren bild- und lebhaften, fesselnden, lebendigen Schreibstil, einen bei der Geschichte mitleben zu lassen. Die Story ist von Anfang an schlüssig aufgebaut und durchweg spannend erzählt. Ihre Beschreibungen der Charaktere sind so lebendig, dass man sich schnell ein Bild der jeweiligen Personen machen kann. Und trotzdem bleiben sie einem rätselhaft. Ihr gelingt es mühelos, Abby, Rafe, Daniel und Justin sympathisch zu zeichnen, doch bleibt unterschwellig das Gefühl, dass vielleicht einer der vier der Mörder von Lexie sein könnte. So geht es dem Leser wie Cassie, man möchte es nicht wirklich glauben. Und hiermit spielt Tana French geschickt, denn immer wieder sind neue Wendungen schlüssig in die Geschichte eingebaut, sodass man sich bezüglich Mörder und seinem Motiv nie sicher sein kann.

Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist, dass Tana French ihre Geschichte nicht mit der Auflösung des Falls beendet, sondern sich noch einmal Zeit nimmt, offene Fragen und Cassies Leben danach noch ein bisschen weiter zu erzählen. So ist die Story wirklich bis zum Ende absolut rund und schlüssig erzählt.

Fazit: Eine spannende Geschichte, die sehr lebendig und warmherzig erzählt wird und durch ihre bildhafte Sprache überzeugt.

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