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Montag, 25. Mai 2009

{Rezension} Die zwölfte Nacht von Charlotte Lyne



Verlag: Blanvalet Verlag 
Taschenbuchausgabe: 672 Seiten
ISBN: 3442367174 
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 13. Mai 2008
Preis: 12,00 €



Eine mutige Frau in den Reformwirren des 16. Jahrhunderts

Als kleines Mädchen wächst Catherine Parr in England des 16. Jahrhunderts - mitten in den Wirren der Reformation - bei den Seymours auf deren Landgut Wulf Hall auf. Ihr größter Wunsch ist es, eines Tages ein Buch zu schreiben und Thomas Seymour zu heiraten. Doch die schöne Zeit währt nicht lange und sie muss ihr zur Heimat gewordenes Wulf Hall und Tom verlassen, denn das Schicksal hat andere Pläne mit ihr. Im Lauf der Geschichte kreuzen sich ihre Wege immer wieder, um sich dann doch wieder trennen zu müssen und allgegenwärtig in ihr beider Leben ist Henry VIII., König von England, der ihr Schicksal mitbestimmt.

Charlotte Lyne beschreibt in ihrem Roman das Leben von Catherine Parr, der letzten Ehefrau von Henry VIII. und dies in einem äußerst anschaulichen und bildhaften Schreibstil. Ihre Protagonistin schildert die Autorin sehr einfühlsam und lebendig, sodass man sofort in das Leben von Cathie eintaucht und damit auch in das Leben des 16. Jahrhunderts. Catherine ist eine mutige Frau, die sehr genau weiß, was sie will und sich doch dem damaligen Leben unterwerfen muss, ohne dabei jedoch ihren Stolz und ihren Glauben zu verlieren. Sie ist offen gegenüber den Lehren der Reformer und ihrer Liebe zu Tom, den die Autorin als einen lebenslustigen, auf alle Konventionen pfeifenden Charmeur darstellt. Die Beziehung der Beiden zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch und ist - neben dem Leben Henry Tudors, der Familie Seymour und der Reformation der Englischen Kirche - ein Hauptbestandteil des Romans. Allerdings sind die Schilderungen ihrer Beziehung teilweise etwas schwülstig dargestellt und hier wäre ein bisschen weniger mehr gewesen.

Trotz der Fülle der mitwirkenden Personen verliert man durch die sehr detailreiche Beschreibung der Charaktere selten den Überblick, zumal hier zwangsläufig viele historische Personen mitwirken. Auf sehr unterhaltsame und farbenprächtige Art bringt die Autorin dem Leser auch das Leben am königlichen Hof von Henry VIII. mit seinen vielen intriganten Machenschaften näher.

Auch wenn einem der Verlauf der Geschichte bereits bekannt ist, schafft es Charlotte Lyne jedoch gekonnt, den Leser von Anfang an das Buch zu fesseln und in die Geschichte eintauchen zu lassen. Manchmal sind die Beschreibungen über das höfische Leben, über die Bräuche des 16. Jh. wie auch die theologischen Informationen etwas detailverliebt, diese nehmen dem Buch aber nicht wirklich die Spannung und sind oft sehr interessant. So erfährt der Leser zum Beispiel, was es mit dem Brauch der "Zwölfnachtfeier" auf sich hat, der auch eine Schlüsselstellung im Roman inne hat. Außerdem versteht es die Autorin gut, dem Leser die Reformation der Englischen Kirche näher zu bringen und dem damit verbundenen Kampf der Reformer gegenüber den Papisten. So erhält man so ganz nebenbei noch eine Lehrstunde in englischer Geschichte, meist anschaulich und interessant vermittelt.

Einen Punkt Abzug gibt es nur für die - für meinen Geschmack - teilweise etwas kitschige Darstellung der Beziehung von Cathie und Tom, wie auch für die manchmal doch etwas zu detaillierten Beschreibungen theologischer Gesichtspunkte. Ansonsten ist das Buch "Die zwölfte Nacht" ein wirklich praller, sehr gut recherchierter und farbenprächtiger Roman.

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