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Mittwoch, 23. Juni 2010

{Rezension} Die Gauklerin von Kaltenberg von Julia Freidank

VerlagUllstein Buchverlage 
Softcover Ausgabe: 496 Seiten 
ISBN-10: 3547711665 
Genre: Historischer Roman 
Erscheinungsjahr: 14. Mai 2010 
Preis: 14,95 €


Eine rebellische junge Frau geht ihren Weg

Baiern im Jahr 1315: Eben noch war die junge Anna stinkwütend auf ihren Vater gewesen, da er sie mit seinem Gesellen Kilian verheiraten will, wobei ihr Herz doch dem jungen Burgherrn und Ritter Ulrich von Rohrbach gehört. Da brechen plötzlich mordend, vergewaltigend und plündernd österreichische und schwäbische Ritter über die kleine Ortschaft Kaltenberg hinweg. Anna kann sich nur mit Müh und Not in letzter Sekunde auf die Burg ihres Liebhabers retten. Doch diese Sicherheit trügt, denn als sie eines Abends ein Lied aus der Carmina Burana singt, verzaubert sie mit ihrer Stimme die Gäste, was ihr den Ruf einer Hexe einbringt. Mit viel Glück und mit Hilfe von Raoul, dem schwarzen Ritter, der die Burg für sich beansprucht, kann sie fliehen. Doch auch vor Raoul kann sie nicht sicher sein, so hat sie diesen doch bei der Plünderung von Kaltenberg verflucht. Er müsste sie töten, um von dem Fluch befreit zu werden. Anna gelingt abermals die Flucht und sie wird von einem Trupp von Gauklern aufgenommen, die quer durch Baiern ziehen. Anna schließt sich ihnen an, immer in der Hoffnung, etwas über den Verfasser der Carmina zu herauszufinden, um so zu beweisen, dass diese Musik kein Teufelswerk ist. Dann wäre sie von der Schuld der Hexerei freigesprochen und könnte nach Kaltenberg und Ulrich zurückkehren.

Anschaulich schildert Julia Freidank in ihrem Debüt zum einen die beschwerliche Suche von Anna, zum anderen zeigt sie aber auch sehr deutlich die damaligen Schwierigkeiten der einfachen Leute auf. Die Fehde zwischen Ludwig IV. und Friedrich I. um die deutsche Krone zermürbt die Menschen in Baiern immer mehr. Da Kriege viel Geld kosten, sind die Abgaben der Bauern extrem hoch, sodass sie kaum noch etwas für sich und ihre Familie zum Überleben haben. Harte Winter und verregnete Sommer tun ihr übriges, dass Anfang des 14. Jahrhunderts die Menschen mehr als einmal mit einer großen Hungersnot konfrontiert werden. Bedingt hierdurch und auch durch die Unwissenheit blüht die Angst vor allem Fremden und so geht es dieser Tage schnell, jemanden der Hexerei zu beschuldigen. Zumal eine ehrenhafte Frau bekanntlich im Mittelalter ihrem Mann zu dienen und den Haushalt zu führen hat, ansonsten aber nicht in Erscheinung tritt. Gehört sie jedoch dem fahrenden Volk an, ist sie Freiwild, steht unter niemanden Schutz und kann von jedem Mann geschändet werden. Dies bekommt auch Anna mehr als einmal zu spüren.

In diese Welt entführt Julia Freidank ihre Leserschar. Man begleitet Anna auf ihrem beschwerlichen Weg, die Wahrheit über die Carmina Burana herauszufinden, lernt die damaligen politischen und kriegerischen Machenschaften zwischen Ludwig IV. und Friedrich I. kennen und erfährt so einiges über das Leben des fahrenden Volkes. Hier merkt man auch mehr als einmal, dass Julia Freidank über ein fundiertes Wissen der damaligen Zeit verfügt.

Ihre Geschichte erzählt die Autorin durchweg unterhaltsam und stellenweise richtig spannend. Ihr Schreibstil ist flüssig, farbenprächtig und gespickt mit Liedtexten des fahrenden Volkes sowie Begriffen der damaligen Zeit und so gelingt es ihr gut, einem ein Bild des mittelalterlichen Baierns zu vermitteln. Anfangs verwirren die vielen Namenserwähnungen etwas, allerdings gibt es eine Auflistung der mitwirkenden Personen, sodass man hier immer mal wieder nachschlagen kann.

Ihre Protagonistin Anna ist eine mutige, selbstbewusste und stellenweise auch ziemlich naive junge Frau, die sich auch von Rückschlägen nicht beirren lässt und ihr Ziel nie aus den Augen verliert. Raoul dagegen ist natürlich ein gutaussehender junger Ritter, der nach außen den harten Kerl gibt und innen natürlich ein weiches Herz hat. Dies wirkt stellenweise schon sehr klischeehaft und seicht, aber wenn man hierüber hinweg sieht, wird man von dem Roman gut unterhalten.



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